Autonomie
Struktur
Menschen mit Autonomiestruktur sind meistens freundlich und
offenherzig, tun sich aber schwer damit, Grenzen zu setzen und andere in
ihre Schranken zu weisen.
Dadurch fühlen sie sich oft
ausgenutzt. Sie wissen Loyalität zu schätzen und sind vorbildliche
Freunde. Sie sind allerdings sehr darauf bedacht Konflikte zu vermeiden
um es anderen Recht zu machen.
Die Herausforderung beginnt im Alter zwischen anderthalb und zwei
Jahren mit der Entwicklung ihrer Unabhängigkeit und Autonomie. Das
“Trotzalter”, in dem das Kind lernen will, alles erdenkliche alleine zu
tun.
Überängstliche Eltern werden die Unabhängigkeit ihres Kindes
torpedieren, da sie mit eigenen unaufgelösten Ängsten zu kämpfen haben.
Zum vermeintlichen “Schutz” ihrer Kinder verhindern sie deren
altersentsprechende Entwicklung in Richtung Autonomie.
Menschen mit dieser Überlebensstruktur wachsen oft in einem
autoritären Elternhaus auf, bei Eltern die wissen, was für die Kinder
“das Beste” ist.
Die klammheimliche Selbstbehauptung der Kinder lautet: “Ihr habt
meinen Körper, aber meine Seele bekommt ihr nie”.
Das Kind wächst in dem Bewußtsein auf, daß Liebe von den Eltern zu
bekommen daran geknüpft ist, es ihnen Recht zu machen. Sie wird also mit
Pflichten, Belastungen und Unfreiheit in Verbindung gebracht. Liebe von
anderen zu bekommen heißt daher in den Augen vieler Autonomietypen, nach
ihrer Pfeife tanzen zu müssen und zwar oft auf Kosten der eigenen
Integrität und Autonomie.
Autonomietypen stehen als Kind oft vor dem Dilemma, sich entweder für
sich, oder für seine Eltern entscheiden zu müssen. Vor die unmögliche
Entscheidung gestellt, entweder die eigene Intaktheit zu wahren, oder
sich die Liebe der Eltern zu erhalten, kann das Kind nur verlieren.
Hierzu entwickeln die Betreffenden einen starken Willen, wenn auch oft
nur im Verborgenen.
Menschen mit Autonomie-Überlebenstruktur neigen eher zum
Beschwichtigen und Besänftigen und haben Angst, ihre wahren Gefühle
preiszugeben. Auf den Punkt gebracht sagen sich Menschen mit dieser
adaptiven Überlebensstruktur:
“Wenn ich dir meine wahren
Gefühle zeige, ist es das gewesen mit deiner Liebe - dann bist du weg”.
Sie entwickeln ein Mißtrauen der Welt gegenüber, die zynische
Auffassung, niemand könne sie wirklich so akzeptieren wie sie sind.
In der Regel haben sie Ausweichstrategien, die ihnen erlauben, aus
einer Beziehung auszuscheren, ohne dass es zur Konfrontation kommt. Sie
ziehen sich etwas ohne jede Erklärung zurück, oder sie sorgen dafür, daß
ihr Gegenüber sich so elend fühlt, daß es sich von ihnen verabschiedet.
Gefragt ist hier ein Therapeut, der es schafft, neutral zu
bleiben und dem Klienten bewusst zu machen, wie ambivalent er innerlich
ist.
Autonomie Typen richten den Fokus auf das, was sie nach ihrem
Dafürhalten tun sollten, und verlieren den Kontakt zu dem,
was sie wirklich tun wollten. Sie wissen nicht, wie sie
mit den Konflikten umgehen, die aus ihren widerstreitenden Bedürfnissen
resultieren. Je weniger die Betreffenden und die Therapeuten eine
Veränderung zu erzwingen versuchen, desto wahrscheinlicher wird
sie.
(aus dem Buch: "Entwicklungstrauma heilen", Laurence Heller,
Aline Lapierre)